Unter dem Motto „Erst informieren, dann diskutieren“ bot die Veranstaltung zunächst fundierte Einblicke in dieses Forschungsfeld, um dann Raum für kritische Auseinandersetzungen zu schaffen.
Hochkarätige Experten für fundierte Informationen
Dr. Aleksandra Fuchs, Molekularbiologin am Austrian Center of Industrial Biotechnology Graz, beleuchtete die wissenschaftlichen Grundlagen der Produktion von Laborfleisch. Hannes Royer, Landwirt und Gründer des Vereins „Land schafft Leben“, setzte dem eine landwirtschaftliche Perspektive entgegen und diskutierte die Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft und die regionale Produktion. Dr. Fritz Treiber, ebenfalls Molekularbiologe an der Universität Graz, vertiefte den Dialog mit kritischen Einblicken in aktuelle Entwicklungen.
Frau Direktorin Michenthaler betont die Bedeutung der Diskussion
Unsere Direktorin Johanna Michenthaler führte charmant durch das erste Jugendagrarsymposium und betonte die Notwendigkeit, den Schülerinnen und Schülern Neuerungen im Bereich Landwirtschaft, Ernährung und Nachhaltigkeit aktiv zur Diskussion zu stellen, „nur, wer sich auskennt, kann eine Haltung zum Thema entwickeln und mitdiskutieren. Es ist ganz wichtig, aufgeschlossene und informierte junge Menschen für die Herausforderungen der Zeit zu gewinnen.“
Konstruktiver Dialog über die Zukunft von Landwirtschaft und Ernährung
Nach den Vorträgen nutzten die Schülerinnen und Schüler intensiv die Gelegenheit, ihre Fragen an die Experten zu richten. Besonders die Auswirkungen auf die regionale kleinstrukturierte Landwirtschaft, aber auch ökologische und ethische Implikationen von Laborfleisch führten zu einer angeregten Diskussion. Gerade die eigenen Überlegungen und Bedenken der Schülerinnen und Schüler machten die Diskussionsrunde besonders spannend und zeigten kritisches Denken bzw. Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler aus den LFS und der HBLA Pitzelstätten.
Das Jugendagrarsymposium „Burgerdialog“ war ein voller Erfolg und ein persönlicher Gewinn für alle Teilnehmenden.
Mag. C. Sonvilla
Inhaltliche Positionen der einzelnen Vortragenden
Dr. Aleksandra Fuchs hob in ihrem Vortrag hervor, dass es in Zukunft kein „entweder oder“ zwischen herkömmlichem Fleisch und Laborfleisch geben werde. Beide Formen könnten koexistieren, besonders wenn der weltweite Fleischkonsum weiter steigt. Sie betonte, dass kultiviertes Fleisch, dessen Produktion im Labor aus nur einem halben Kubikzentimeter Muskelgewebe eines Rindes möglich ist, binnen sechs Wochen bis zu 2000 Kilogramm Fleisch liefern könne. Dieses Laborfleisch könnte langfristig zur globalen Ernährungssicherung, Nachhaltigkeit und Verminderung von Tierleid beitragen. Allerdings sei die industrielle Produktion in der EU derzeit weder rechtlich erlaubt noch wirtschaftlich sinnvoll.
Dr. Fritz Treiber ergänzte die Diskussion mit einem kritischen Blick auf die CO₂-Bilanz. Er wies darauf hin, dass neue Studien zeigen, dass die CO₂-Emissionen von Laborfleisch aufgrund des hohen Energieaufwands aktuell schlechter ausfallen als die von natürlichem Fleisch. Zudem betonte er, dass es derzeit keine Langzeitstudien zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Laborfleisch gebe, was die Forschung in diesem Bereich noch dringlich mache.
Hannes Royer, als praktizierender Landwirt, warb dafür, die kleinstrukturierte Landwirtschaft in Österreich zu erhalten, die auch eine wichtige Rolle für den Tourismus spielt. Er forderte politische Rahmenbedingungen, die Landwirten ermöglichen, weiterhin aktiv zur Erhaltung der österreichischen Kulturlandschaft beizutragen. Für ihn bleibt die Tierhaltung ein unverzichtbarer Bestandteil einer nachhaltigen Landwirtschaft.